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Die Frage nach dem "hinüber"

Sie waren übersät, die Stellen auf den beiden Leinwänden, an denen sich mir stets die Frage auftat: "Wie komme ich da hinüber?" Mit diesem Hindernis begann mein neuer Tag im Atelier, nachdem ich tags zuvor diese beiden Arbeiten zum Trocknen zurückgelassen hatte. 


Immer und immer wieder

dieselbe Frage in mir



Zunächst habe ich mich gar nicht näher mit dieser Frage beschäftigt, sondern einfach nur versucht, diese Hürde zu nehmen. Nämlich mich den Bildbereichen anzunehmen, welche voneinander getrennt waren und gerne zusammengefunden hätten. Wow, was war das für ein Gedanke!  

 

fehlt etwas?


Hier ist zu sehen, wie sich die Farbfelder auf den Leinwänden nach ihrem Trocknungsprozess platziert haben. Sie lassen in ihrer farblichen Anordnung ein Oben und ein Unten erahnen. Mein erster Blick ließ mich etwas vermissen. Kahl kamen die Ergebnisse für mich daher. Es fehlte mir etwas Konkretes in den Bildern. Etwas, das greifbar und wahrnehmbar ist. Ohne genau zu wissen, was es für mich braucht, habe ich zu Gold gegriffen. Ein Versuch, mit dieser Farbe, mich weiter vorzutasten.

 

Zunächst habe ich Teilflächen mit Gold lasiert und anschließend vereinzelt Linien gezogen. 


Und da bemerkte ich zum ersten Mal den Impuls in mir: "Wie komme ich da hinüber?"


Weiter mit Gold, habe ich auf der Seite gegenüber, Konturen hervorgehoben. 


Die Verbindung rückte näher, wenn auch noch nicht wirklich erreicht. Die Frage nach dem "hinüberkommen" jedoch blieb. Sie entfachte sich an weiteren Stellen. 

 


Das Auftragen des Goldes vollzog sich fast meditativ. 

Mehr und mehr konnte ich in meine Gefühlswelt eintauchen.

Welch eine Wohltat!



Kostbare Zeit

Wenn ich so in meiner Gefühlswelt angekommen bin, mag ich mich gerne darin verweilen. Dafür braucht es nicht viel für mich, einfach nur Zeit und Muse, mich dieser, meiner Wahrnehmungen anzunehmen. Diese Weile ist kostbar für mich.

Und da wurde mir noch einmal mein Ansatz des gestrigen Tages bewusst, als es darum ging, standzuhalten. Wie nahe sich die beiden Bilder inhaltlich doch stehen. Gestern noch das Bestehen einer belastenden Situation im Vordergrund stehend, war ich nun im Prozess einen Schritt weitergekommen. Nun wurde es mir wichtig, die Schwelle, von hier nach dort, zu überschreiten. 

Ich verstand recht bald, dass es hier für mich nicht darum ging, von A nach B zu kommen. Das Ziel dort drüben, war für mich nicht räumlich zu verstehen. Es geht darum, in neue Sicht- und Handlungsweisen zu finden. 

 

 

Ich bin ihnen schon oft begegnet,

den Momenten,

wo es um solches "hinüberkommen" geht. 

 

 

  • In der Begleitung von Sterbenden, wenn sich ihre Wahrnehmungen verändern und ihre Sprache dafür  neue Formulierung findet.
  • Ich kenne sie aus den Erzählungen von Schwer- Erkrankten, wenn sie die Frage "warum ich" weiterentwickeln in ein "wozu".
  • Oder als Weggefährte von Trauerprozessen, bis sich das Nicht-Wahrhaben-Wollen in neue "Begegnungsweisen" mit dem Verstorbenen gewandelt hat. 
  • Und ganz gut aus meinen eigenen Erfahrungen. Wenn ich mal wieder zurück in einem alten Muster bin, welches ich doch schon längst als durchdrungen glaubte.

Hindurchgehen heißt Durchleben

Das Hinüberkommen gelingt mir nur, wenn ich den Weg auch gehe. Meist verbinden wir dies mit der Vorstellung, in die Gänge kommen zu müssen und den Fuß in Bewegung zu setzen. Die Farbpfützen auf der Leinwand von gestern haben davon gezeugt, dass auch Standhalten einer enormen Anforderung, Aktivität ist. Um Hinüber zu kommen, benötigt es mein hindurchgehen. Das heißt, das Durchleben dieser Zeit. 

 

Wohlwollen mir selbst gegenüber

Um derartige Zeiten durchzustehen braucht es Verständnis und Zugewandtheit. Denn, eine altvertraute Spur zu verlassen ist keine Abzweigung, wo ich im Sprint die Abbiegung nehme. Ein neues Lebensereignis, das mich überfordert, weil ich noch nicht weiß, wie ich es für mich bewerkstelligen kann, ist kein Anlagegut, wo ich einfach mal den Schalter umlege, damit es wieder läuft. Solche Geschehen sind Belastungsproben. Und für diese Kraftproben benötige ich nicht nur Zeit, sondern insbesondere eine wohlwollende Haltung mir selbst gegenüber.

 

Das Gold auf meiner Leinwand

Eine Freundlichkeit für mich selbst schaffen, indem ich gut für mich und meine Bedürfnisse sorge. Was tut mir gut? Welche Dinge sind mir wichtig und schenken mir Kraft? Welche Wunden zeigen sich mir und wollen versorgt werden? Gesten die mir verhelfen, möglichst mehr davon 


Selbstfürsorge, ist wie

das Gold auf meiner Leinwand. 



zu erspüren, was ich nun für mich und meinen Weg brauche. Diese Selbstfürsorge, ist wie das Gold auf meiner Leinwand. Es sorgt, kümmert und nimmt sich meiner an. Damit kreiere ich Verbundenheit mit mir selbst und somit ein Gefühl von Sicherheit. Das stärkt und nun schaffe ich auch den Weg hinüber. 

 

wie das Gold auf meiner Leinwand...
wie das Gold auf meiner Leinwand...

Machen auch Sie sich Ihre Kreativität zunutze

und schaffen Sie sich damit

Kompetenzen und Fertigkeiten

für den Weg "hinüber".

 

 

Herzliche Grüße an Sie

aus meinem Atelier.