Neues gewagt
Sofort hatte ich die Rinde eines Baumes vor meinem geistigen Auge, als ich die aufgesprungenen Stellen der Grundierung gesehen habe. Mit diesem Werk, mit den Maßen 40x40cm, habe ich Neues für mich gewagt. Die Leinwand habe ich dafür mit dick aufgetragenen Materialteigen grundiert, ehe es an die farbliche Gestaltung ging.
Haut des Baumes
Dieser erste Auftrag bestand aus einer Masse aus Fliesenkleber und Marmormehl. Die Kombination dieser beider Materialien war eine völlig neue Erfahrung für mich und überraschte mich, in ihrer starken Rissbildung. Nachdem ich den Bildträger habe trocknen lassen, zeigte sich eine großartige Struktur. Regelrechte Schollen haben sich, aufgrund der Spannungsverhältnisse der verwendeten Stoffe, auf der Leinwand abgebildet. Sie erinnerten mich an die Haut des Baumes. Da lag es nahe für mich, den Farbauftrag in braunen Tönen anzugehen.
Einschnitt
Dabei fiel mir die horizontale Linie auf, die sich im oberen Drittel des Bildbereiches andeutete. Ursprünglich angedacht, einen freien Raum auf dem Bildträger zu lassen, sticht diese ausgesparte Fläche, mit ihrer Trennungslinie zur Spachtelmasse, hervor. Solche markanten Stellen locken mich stets, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Hier wird abgetrennt und abgegrenzt. Ein Gebiet erhält eine Gemarkung.
Nicht nur Muntermacher
Kaffee, nicht nur Muntermacher, sondern auch mit seinen hinreißenden Farbnuancen, bestes Malmittel. Das wusste man vor vielen hundert Jahren schon. Anstelle von Pigmenten, lieferte er bereits damals, die Farbkraft. Hier in diesem Bild fand getrockneter Kaffeesatz seinen Platz. Angereichert mit Binder wurde er zur Farbe.
Stark mit Wasser verdünnt,
legte sich der Kaffee
über ganze Flächen.
Die festeren Körnungen des Kaffeesatzes
sammelten sich auf den Erhebungen
und in den Furchen.
"Jeder malerische Prozess wird für mich
zu unschätzbaren Gut.
Schenkt mir Tiefe,
wenn ich es zulasse."
Bernadette Vögele
Ich sage Danke für dieses Werk. Das Malen ist für mich, neben schönem Tun, geistige Nahrung. Und immer wieder stelle ich fest: dass sich jeder malerische Prozess für mich zu unschätzbaren Gut erweisen kann. Er schenkt mir Tiefe, wenn ich es zulasse.
Herzliche Grüße aus meinem Atelier.