Erdig und Grün
In einem ganz neuen Farbspiel - erdig und grün - und einem angenehmen Maß von 60 x 60, zeigt sich dieses neue Lockdown Ergebnis. Ach was war das für eine kraftvolle und herrliche Arbeit zugleich. Dieses Ganze trägt so unglaublich viele Erscheinungsformen in sich. Mal war das ganze Bild in BLAU-Tönen gehalten, mal zeigte es sich in zarten NATURTÖNEN. Dazwischen haben sich warmes ROT und grauschwarzes GRAPHIT gegenübergestellt, ehe sich eine ganze Schicht mit CURCUMA über die Leinwand gelegt hat.
Ins Gleichgewicht bringen
Solche Wechselspiele der Farben ziehen sich bei mir gerne über Tage oder gar Wochen hin. Sie gleichen einem Ausbalancieren und Koordinieren. Und in der Tat geht es immer darum, die Farben und Gestaltungselemente in ein Gleichgewicht zu bringen.
- Es ist wie ein Spielen, um ein zu viel hier, mit einem zu wenig dort, auszutarieren und in Waage zu bringen.
- Farbverläufe entstehen dabei von ganz alleine - und auch diese wollen miteinander in Einklang gebracht werden.
- Bleiben sie an einer Stelle sehr deutlich und markant stehen, bedürfen sie in einem ganz anderen Bildbereich eher der sanften und zarten Art.
Was es gerade braucht, das gilt es in sich selbst zu erspüren.
Struktur schaffen
Geradeso, wie ich mit den Farben in ein Gespür gehe, so gestalte ich auch die Konsistenz der Materialien.
Oftmals bringe ich sie lasierend auf das Maltuch auf.
- So, als würden sie sich mit dem Stoff zart verweben.
Dann wiederum rühre ich die Farben deckend an.
- Alles darunter liegende rückt ins Verborgene,
- nichts davon scheint mehr hindurch.
Im aktuellen Bild bin ich pastos vorgegangen und habe regelrechte Farbteige aufgetragen. Ich habe CURCUMA und INGWER angeteigt und roten SAND mit eingestreut.
Neues Land betreten
Der Entstehungsprozess eines Bildes zeigt sich immer spannend. Gleichgültig welcher Farbauftrag sich in diesem Werk auch zeigte, stets waren es schön anzusehende Ergebnisse.
- Schön aussehen genügt nicht,
- es muss passen,
- sich stimmig und eins mit mir anfühlen!
Aber was braucht es in diesem Bild für mich?
Auf der Suche nach der Antwort, gehe ich für mich, immer mal wieder neue Wege. Hier wagte ich, meiner Intuition zu folgen. Etwas ungewöhnlich, aber ich beförderte doch tatsächlich meine Leinwand in die weiße Schneelandschaft und dort blieb sie zunächst einmal den Nachmittag über liegen. Nicht wissend welche und vor allem, wie und ob überhaupt die Farbaufträge auf dem Bildträger zurückblieben, war ich total gespannt. Ich konnte die Zeit des Zurückholens kaum erwarten. Welch Faszination!
Entgegenwarten
Der erste Blick auf die zurückgeholte Leinwand blieb ernüchternd für mich. Nichts schien passiert zu sein!
- Vorsichtig tastete ich mich mit meinen Fingern näher heran,
- ich baute meine Beziehung zu dem Anderen auf,
- dem, der mir von der anderen Seite schon entgegenwartete.
Die beträchtliche Menge von Material, welche ich über so viele Tage und Wochen zu einer festen Masse aufgebaut hatte, wurde durch die Feuchte des Schnees, zu einer formbaren Fülle.
- Geradezu lässig und leicht, ließen sich nun die dick aufgetragenen Materialien formen
- und ähnlich dem Töpfern, zu Neuem modellieren.
Mehr und mehr konnte ich diesem Bildträger meine eigene Gestaltung geben. Und es schien mir, als wäre dieses Tun, bereits erwartet worden.
Dort, wo wir unsere Grenzen überwinden und uns in das Neue wagen, werden wir bereits erwartet.
in meine Spur finden
Der Trocknungsprozess tut sein Übriges. Die Materialien reagieren. Die Wärme des Raumes, sowie das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Materialien, beeinflussen das weitere Procedere.
- Stellen platzen auf!
- Sie öffnen Schichten,
- schaffen Zugang zu bislang Verschlossenem
- und bringen in Kontakt.
Anders die Flächen, die ich ganz absichtlich freigelegt habe. Diese Stellen habe ich gewählt, um sie unbedeckt in das Gesamte einzubinden. Doch auch hier trägt die Zeit des Trocknens ihren Teil dazu bei. Die Webart des Maltuches zeigt sich sehr deutlich.
Hier im Bild haben aufgesprungene Stellen und freigelegte Flächen zu einer neuen Einheit gefunden. Diese Schritte haben sich entwickelt. Nicht selten führen gerade solche Eindrücke zu ganz persönlichen Entwicklungsschritten.
Eigenes kristalisiert sich heraus
Just zu diesem Zeitpunkt habe ich für mich eine ganz persönliche Entscheidung treffen können. Die Kreativität auf der Leinwand löst in mir immer wieder Bewegung aus. Eigene Empfindungen und individuelle Bedürfnisse kristallisieren sich immer mehr heraus, aus denen ich dann Gedanken und Handeln hervorbringen kann. In einem Anliegen hatte ich mich schwer getan, mich für und somit zugleich gegen eine andere Handlungsalternative festzulegen. Die Malerei hilft mir, mich mit meinen seelischen Regungen in Verbindung zu bringen, um hieraus sehr deutlich für mich wahrnehmen zu lernen, was ich im Tiefsten meines Innersten gerne tun möchte. Oder besser gesagt, was bereits auf mein Tun wartet, weil es für mich an der Reihe zu sein scheint.
Meine Form war gefunden,
nun hieß es,
mutig für sie einzutreten und sie erlebbar werden zu lassen.