in beziehung gehen
Manchmal gehen die Dinge seltsame Wege. So auch während meinem Tun im Atelier. Hier sehen Sie ein Bild aus meiner Anfangszeit. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich Scharlachrot und Miloriblau miteinander in Verbindung bringen wollte. Das leuchtende Rot das sich brillant zeigt und das samtig, nächtliche Blau. Sie stehen sich hier in diesem Bild gegenüber.
Das Bild schlummerte auf meinem Bilderwagen. Immer mal wieder nehme ich mir meine bereits fertiggestellten Werke hervor und betrachte sie. Die Farben dieses Bildes berührten und lockten mich. Eher ungewöhnlich für mich, wollte ich mit diesem Bild nochmals in Beziehung gehen und neue Farben auflegen.
Neuer Ausdruck entsteht
Völlig frei und absichtslos legte ich Schichten von
- Ingwer über die komplette Leinwand.
- Weißes Marmormehl,
- leuchtendes Blau und
- zartes Gelb wurden in mehreren Lagen aufgetragen.
Noch ein paar wenige Akzente gesetzt und so diesem Ursprünglichen neuen Ausdruck verliehen.
Eigenartigerweise lockte mich erst jüngst dieses Bild erneut. Diesmal jedoch auf völlig andere Art. Dass das leuchtende Rot darunter liegt, war mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr bewusst. Jedoch war es aufgrund der Farbspuren der Leinwandrückseite zu erahnen. An diese Schicht wollte ich unbedingt herankommen.
Tiefen aufspüren
Eine Schale mit Wasser und ein weicher Schwamm wurden mir zum Handwerkszeug,
- um Stück für Stück nach UNTEN zu kommen.
Über Tage war ich damit beschäftigt
- die vielen Farbaufträge
- in behutsamer und
- sorgfältiger Arbeit abzunehmen.
Je näher ich dem "Grund" kam, desto leuchtender trat das Rot in Erscheinung.
Jetzt konnte ich mich auch wieder an das brillante Rot erinnern. Es war beglückend, diese Tiefen aufzuspüren.
loslassen und trennen
Gleichzeitig gab es im gesamten Bild aber auch Bereiche, die ich keinesfalls aufgeben oder verlieren wollte. Wie so oft werden solche Stellen ausgespart um sie zu schützen, drumherum gearbeitet und ganz neue Verbindungen geschaffen. Manchmal gelingt dieses Vorgehen erstaunlich gut, ein anderes Mal führen aber gerade diese Praktiken dazu, dass ein Loslassen dieser gehüteten Flächen unabdingbar wird.
abgrenzen
Hier in diesem Bild musste einiges
- losgelassen und
- Neu erarbeitet werden.
Teilweise kam die Spachtel mit zum Einsatz und wer genau hinsieht erkennt die Blessuren, die die Leinwand davongetragen hat. Zwei Stellen, an denen das Maltuch regelrecht durchbrochen ist. Sie bleiben genau so!
Als dieser Entschluss stand, ging der Rest des Bildes fast von selbst.
- Neue Konturen wurden gesetzt,
- alte Farbschichten neu hervorgehoben,
- verwischt und ergänzt.
Ganz zum Schluss ein Kreis gezogen - abgegrenzt vom Außen liegt im Innen alles behütet!
Aus Altem wird Neues
NEU werden - verwandelt werden.
Haben Sie Mut!